Das Kultur 2000 Projekt "Roman frontiers" 2005–2008

 

Ziele und Aufgaben

Die Absicht des Projektes ist es, ein internationales Netzwerk zum römischen „Limes“ als Kulturdenkmal von europäischer Bedeutung aufzubauen. Die verschiedenen Abschnitte des Limes formen gemeinsam das größte Monument des römischen Reiches, das über 400 Jahre seine Nordgrenze bildete. Das Monument ist in Europa annähernd 3000 Kilometer lang and reicht von Großbritannien bis nach Rumänien. Obwohl alle einzelnen Abschnitte des römischen Limes ihre eigene Geschichte aufweisen, sind sie gleichzeitig Teil eines ganzheitlichen Systems, das nur als ein Ganzes verstanden werden kann. Um ein solches europäisches Monument zu untersuchen, benötigt man europäische Strukturen für die Dokumentation, die Handhabung und den öffentlichen Zugang zu Informationen. Das Projekt strebt eine praxisorientierte Kooperation zwischen den Denkmalpflegern und den archäologischen Institutionen von insgesamt 10 europäischen Ländern an. Im Projekt werden Fallbeispiele und Richtlinien ausgearbeitet, um dieses archäologische Erbe zu schützen und zu nützen, sowohl im Bereich der einzelnen Fundstätten, als auch auf einer transnationalen Ebene. Das Netzwerk ist in vier Bereichen tätig: Die Öffentlichkeit wird durch ein vielsprachiges Web-Portal und Ausstellungen angesprochen. Der Erfahrungsaustausch zwischen den internationalen Projektpartnern und die Modellbeispiele sollen dazu führen, dass Richtlinien sowohl für nationale Datenbanken und Dokumentationen (Limes-Dokumentation) als auch für Konservierung, Management und Darstellung anhand von ausgewählten Pilotprojekten erarbeitet werden.

Wer profitiert davon?

  • Die Öffentlichkeit: Leute mit Interesse am Kulturerbe, Besucher von archäologischen Stätten/Museen, Lehrer/Studenten, lokale Bevölkerung, und alle Menschen mit Internet-Zugang (d.h. auch behinderte Personen).
  • Wissenschaftler und Denkmalpfleger: Archäologen und Historiker, Denkmalpfleger, Raumplaner, Museumskuratoren.
  • Öffentliche Stellen: Denkmalschutzbehörden, lokale, nationale und übernationale öffentliche Institutionen, Raumplanungsbehörden.
  • Wirtschaft: Leute in benachteiligten Regionen, lokaler Kulturtourismus entlang des Limes, Landeigentümer und Raumplaner (vergleichbar weniger Risiko einer unerwarteten Ausgrabung durch präventive Informationssteuerung).
  • Große Netzwerke im Bereich des kulturellen Erbes, zum Beispiel die UNESCO.
  • Schlussendlich hoffen wir, dass die Untersuchungen in allen Bereichen dieses Projektes eine stimulierende, stärkende und grenzüberschreitende Wirkung haben werden, die über die vorgeschlagenen Aktivitäten hinausgeht.

Subventionsgeber und Partner

Subventionsgeber
 
BMUKK
Abteilung IV/3
Concordiaplatz 1/1
1010 Wien
MA7 – Referat für kulturelles Erbe
Friedrich-Schmidt-Platz 5
1080 Wien
Amt der Oberösterreichischen Landesregierung
Landeskulturdirektion
Spittelwiese 4
4020 Linz
Amt der Niederösterreichischen Landesregierung
Abteilung Kultur und Wissenschaft
Landhausplatz 1, Haus 2
3109 St. Pölten
 
Partner
 
Verein für gesellschaftswissenschaftliche Forschungen
Prof. Dr. Andreas Schwarcz
c/o Institut für österreichische Geschichtsforschung
Universität Wien
Dr. Karl Luegerring 1
A - 1010 Wien
https://geschichtsforschung.univie.ac.at/
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Abteilung II/4, Neue Medien für den Unterricht/Virtuelle Schule
Minoritenplatz 5
A - 1014 Wien
www.virtuelleschule.at
Deutsche Limeskommission
Dr. Andreas Thiel
Römerkastell Saalburg
D - 61350 Bad Homburg v.d.H.
www.deutsche-limeskommission.de
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Abteilung Vor- und Frühgeschichte
Dr. Sebastian Sommer
Hofgraben 4
D - 80539 München
www.blfd.bayern.de
Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg
Referat Zweigmuseen
Lützower Str. 10
D - 76437 Rastatt
Landesdenkmalamt Baden-Württemberg
Berlinerstr. 12
D - 73728 Esslingen a. Neckar
Verein Deutsche Limes-Straße
Marktplatz 2
D - 73430 Aalen
Department of Ancient History and Archaeology
Prof. Dr. Zsolt Visy
University of Pécs
Rókus u. 2
H - 7624 Pécs
www.pte.hu
Computer and Automation Research Institute
Hungarian Academy of Sciences
Dipl. Ing. Ádam Szentgáli
Kende utca 13-17
H - 1111 Budapest
www.sztaki.hu
Center for Archaeological Research
Prof. Dr. Piotr Dyczek
Warsaw University
Krakowskie Przedmiescie 32
PO - 00927 Warszawa
www.archeo.uw.edu.pl
Historic Scotland (project leader)
Prof. Dr. David Breeze
Longmore House
Salisbury Place
UK - Edinburgh EH9 1 SH
www.historic-scotland.gov.uk
Royal Commission on the Ancient and Historic Monuments of Scotland
Dr. Rebecca Jones
16 Bernard Terrace
UK - Edinburgh EH8 9NX
www.rcahms.gov.uk
English Heritage
23 Savile Row
UK - London W1X 1AB
Town Museum Bratislava
Dr. Jaroslava Schmidtová
Primaciálne nám 3
SK - 81518 Bratislava
www.muzeum.bratislava.sk

Institute of Archaeology
Slovakian Academy of Sciences
Archeologický ústav SAV
Dr. Jan Rajtár
Akademická 2
SK - 949 21 Nitra
www.sav.sk

Narodni muzej Slovenije
Arheoloski oddelek
Dr. Janka Istenić
Presernova 20
SLO - 1000 Ljubljana

 

 

Ergebnisse Österreich

Die Förderung für das EU Kultur 2000 Projekt "Frontiers of the Roman Empire" durch das BMUKK und die Länder Oberösterreich, Niederösterreich und Wien erfolgte 2005 für die Jahre 2005 bis 2008 zur Erarbeitung der wissenschaftlicher Grundlagen für eine Einreichung des österreichischen Limes als UNESCO-Welterbe bzw. zur Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit. Diesem Auftrag sind wir unter anderem mit der Erstellung einer internetgestützten Datenbank zum österreichischen Limes, einer österreichischen Limes-Website, einer internetgestützten Karte und einer DVD u. a. auch zum österreichischen Grenzabschnitt nachgekommen sowie mit einer Reihe nationaler und internationaler Workshops. Die entsprechenden Arbeitsberichte zum Fortschritt des Projekts wurden jedes Jahr den Subventionsgebern ebenso vorgelegt wie die Zwischenabrechnungen des Projekts.

Das Bundesministerium und das Bundesdenkmalamt haben bei allen nationalen Informationsveranstaltungen und internen Treffen darauf hingewiesen, dass die Einreichung bei der UNESCO eine exklusive Angelegenheit des Bundesdenkmalamtes ist und darauf bestanden, dass das Bundesdenkmalamt alle derartigen Unterlagen selbst erstellen wird. Das FRE Projekt hat alle im Projekt erarbeiteten Unterlagen den Auftraggebern und dem BDA zu Verfügung gestellt bzw. seine Hilfe bei der Erstellung der Nominierungsunterlagen angeboten. Mit der Ausarbeitung des konkreten Einreichantrags wurde aber nach dem oben erwähnten Workshop das Bundesdenkmalamt (HR Christa Farka) beauftragt und die tatsächliche Antragstellung ist noch immer von einer politischen Entscheidung mittlerweile des BMUKK und der Bundesregierung zu einer Antragstellung abhängig.

Limes-Datenbank

Der Verein für gesellschaftswissenschaftliche Forschungen hat eine seiner Hauptaktivitäten auf die Zusammenstellung der Dokumentationsunterlagen und die Erstellung einer österreichischen Limes-Datenbank konzentriert, die zum Großteil auch im Internet zugänglich ist (siehe Limeswebsite). Die Datenbankstruktur wurde gemeinsam von Mag. Eva Kuttner, Dr. Sonja Jilek und Mag. Kurt Schaller festgelegt. Ca. 50 bekannte Fundstellen in den einzelnen Limesabschnitten in OÖ, NÖ und Wien wurden besucht und der aktuelle Zustand in Text und Bild festgehalten. Mit der Erstellung der Datenbank wurde das Cultural Heritage Computing Institut der Universität Salzburg betraut (Mag. Kurt Schaller, Jakob Egger). Die Eingabe der zugänglichen Informationen und Unterlagen erfolgte hauptsächlich durch Frau Mag. Eva Kuttner. Die Datenbank ist zu allererst nach den einzelnen Fundorten der römischen Monumente gegliedert. Die Beschreibung der einzelnen Fundstellen umfasst auch eine topographische Einordnung. Erfasst wurden alle bekannten Fundbeobachtungen und archäologischen Ausgrabungen, die in der Literatur bzw. in regionalen oder lokalen Archiven zugänglich waren.

Davon ausgenommen sind nur die detaillierten Angaben zu den einzelnen Fundstellen in Wien und Carnuntum (Petronell, Deutsch-Altenburg), die beide zu umfangreich waren bzw. bereits eine eigene Datenbank besitzen auf die zurückgegriffen/gelinkt werden konnte. Gleichzeitig wurde auch eine kursorische Erforschung der Limesstraße in OÖ und NÖ durchgeführt (A. Faber) bzw. eine Durchsicht publizierter Luftbilder angestrebt. Die neue Datenbank ist gleichzeitig die Grundlage für eine österreichische Limes-Website, die von K. Schaller und J. Egger erstellt wurde.

 

 

 

Limes-Website

www.limes-oesterreich.at

Die österreichische Limes-Website basiert auf der zuvor erstellten Limes-Datenbank, die alle bekannten Fundstellen von Passau/Haibach/OÖ bis Hainburg/NÖ auflistet. Dazu kommt eine allgemeine Einführung zum Welterbe „Grenzen des römischen Reiches“ bzw. kürzere Abschnitte über die historische Limesentwicklung in Österreich, die von Dr. Sonja Jilek ausgearbeitet wurden. Die zugrunde liegenden archäologischen Daten zu den einzelnen Fundorten und Monumenten werden durch zahlreiches Bildmaterial und Informationen zu den einzelnen Gemeinden, Museen und touristischen Einrichtungen ergänzt. Die Daten folgen einer hierarchisch aufgebauten Struktur, die von den allgemeinen Informationen über mehrere Schritte immer tiefer in die zugrunde liegende archäologisch-wissenschaftliche Basis führen. Für eine verbesserte Nutzbarkeit wurden alle sichtbaren Denkmäler und Museen in interaktive Google-maps eingetragen. Auf der wissenschaftlichen Ebene wurden die Militärplätze zusätzlich in Einzelblätter des franziszeischen Katasters eingetragen, der den Zustand des Donauverlaufs vor seiner hauptsächlichen Regulierung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wiedergibt. Das Cultural Heritage Computing Institut der Universität Salzburg konzipierte außerdem einen Thesaurus bzw. ein Glossar zu den wichtigsten Begriffen der römischen Militärgeschichte und -verwaltung. Die österreichische Limes-website wird durch aktuelle Hinweise zu Veranstaltungen bzw. Ausstellungen am Limes ergänzt. Profitieren werden von der neuen Limes-website vor allem Gemeinden und Museen, aber auch Schulen, Archive und wissenschaftliche Einrichtungen.

 

 

 

Frontiers of the Roman Empire DVD

Im Herbst 2006 wurde ein Kurzfilm über den Limes in Österreich bei Boundary Productions (Mag. Erik Dobat, Mag. Sandra Walkshofer) in Auftrag gegeben. Dieser Kurzfilm, der über das Untermenü zu einem 15 Minuten langem, allgemeinen Film über die römischen Grenzen in Europa angelegt ist, thematisiert die speziellen österreichischen Charakteristika des Limesabschnitts und seine denkmalpflegerischen Herausforderungen. Im Juni 2007 wurde der Kurzfilm über das neue Welterbe bzw. den nationale österreichischen Limesabschnitt erstmals im Rahmen einer Lateinlehrer-Tagung im Archäologiepark Carnuntum präsentiert. In einer zweiten Auflage ist die DVD auch in weiteren Sprachen (englisch, slowakisch, polnisch, ungarisch, arabisch) erschienen. Es ist geplant diese DVD 2008/2009 an alle Limesgemeinden bzw. Vereine, Museen und Schulen im Limesgebiet zu verteilen.

 

 

 

Frontiers of the Roman Empire Karte

Sowohl für die nationale Website als auch für alle internationalen Präsentationen und Publikationen wurde von Frau Dr. Andrea Faber eine auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Karte des römischen Reiches zur Zeit seiner größten Ausdehnung im 2. Jahrhundert n. Chr. angefertigt, die auch als Grundlage für weitere UNESCO Einreichungen verwendet werden kann. Die Basis für diese Karte bildet eine ausführliche Literaturrecherche. Die Karte enthält sowohl die moderne als auch die antike politische Einteilung/Verwaltung.

 

Nationale Workshops

In den ersten beiden Projektjahren wurden vom Verein für gesellschaftswissenschaftliche Forschungen zwei nationale Workshops in Wien und Linz organisiert und abgehalten. Das erste Workshop in Wien wurde im Oktober 2005 im Rahmen der jährlich stattfindenden Computertagung mit der Stadtarchäologie Wien organisiert. Schwerpunkt dieses Workshops war die Information der archäologischen Fachkollegen in den einzelnen Institutionen in Wien, NÖ und OÖ. Das zweite Workshop wurde im November 2006 gemeinsam mit dem Schlossmuseum Linz in OÖ abgehalten und beschäftigte sich ausführlich mit den Grundlagen und Voraussetzungen zur Einreichung des österreichischen Limes als Teilabschnitt des Welterbes „Grenzen des römischen Reiches“. Zu diesem Workshop waren Vertreter des BMBWK, des Bundesdenkmalamtes, der Kulturabteilungen der Länder und Museumsfachleute eingeladen (auch aus dem benachbarten Bayern).

Internationale Veranstaltungen

Der Verein für gesellschaftswissenschaftliche Forschungen organisierte das erste internationale EU workshop Anfang September 2005 in Sopron/H, bei dem die einzelnen Projektschwerpunkte und der allgemeine Zeitplan detailliert mit den anderen Partnern abgestimmt wurde. Auf dem internationalen Limeskongress in Leon/ES im September 2006 wurden Poster zum Projekt, die von A. Schwarcz und S. Jilek vorbereitet wurden, präsentiert.

Von 15. bis 18. November 2007 wurde vom VGF die internationale Konferenz "Der Donaulimes in der Spätantike und im Frühmittelalter" mitgestaltet. Die Tagung, die in Zusammenarbeit mit dem Bulgarischen Forschungsinstitut in Österreich, dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung und dem Institut für Byzanzforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften organisiert wurde, beschäftigte sich anhand von 23 Vorträgen internationaler Wissenschaftler mit der Entwicklung der spätantiken bzw. frühmittelalterlichen Militärplätze entlang der Donau zwischen Regensburg und dem Schwarzen Meer.

Der Projektleiter (A. Schwarcz) bzw. die engsten Projektmitarbeiter (A. Faber, E. Kuttner, S. Jilek, K. Schaller) nahmen an weiteren internationalen Projektworkshops in Esslingen/D (März 2006), Airth Castle/Schottland (Juni 2006), Leon/ES (September 2006), Bratislava/SK (November 2006), Svistov/BG (Mai 2007), Pécs/H (November 2007), Neustadt/D (Februar 2008) bzw. der Abschlusstagung in Edinburgh/UK im Mai 2008 teil. Bei all diesen Veranstaltungen wurde auch jeweils der Fortschritt im österreichischen Projektteil vorgestellt.

 

Zusammenarbeit und Kommunikation mit wissenschaftlichen Einrichtungen, Gemeinden und Museen

Während der gesamten Projektlaufzeit wurde der Kontakt mit den zuständigen Behörden, den Gemeinden, Heimatforschern und Museumsverbänden gesucht. In zahlreiche Treffen mit den Kulturbeauftragten der einzelnen Limesgemeinden, Vertretern der Heimatvereine bzw. den Museumsbeamten wurde die nationalen bzw. internationalen Projektvorhaben vorgestellt und erläutert.

Sowohl bei dem eintägigen Workshop in Linz im November 2006 als auch bei Besprechungen im Bundesdenkmalamt im Herbst 2005, Oktober 2007 bzw. April 2008 wurden verschiedenste Aspekte der aktuellen Einreichvoraussetzungen für den österreichischen Donaulimes anhand der neuesten Nominierungsgrundlagen diskutiert. Das Einreichdokument zum Antoninus Wall, das am 1. Februar 2007 an die Welterbekommission in Paris übergeben wurde, liegt ebenso wie der Abschlussband des Kultur 2000 Projektes zu den Grenzen des römischen Reiches in Europa dem Bundesdenkmalamt vor.

 

Vorträge, Öffentlichkeitsarbeit, Publikationen

Die Mitarbeiter des Vereins für gesellschaftswissenschaftliche Forschungen (A. Schwarcz, A. Faber, S. Jilek, E. Kuttner, K. Schaller) haben sowohl national als auch international in Österreich, Deutschland, Großbritannien und Holland über das Limes Projekt referiert, u.a. aber auch bei Heimat- und Museumsvereinen in Bayern, OÖ, NÖ und Wien. Im Herbst 2006 wurde der Kontakt mit der Vereinigung der Lateinlehrer Österreichs hergestellt und in den anschließenden 2 Projektjahren durch gemeinsame Veranstaltungen intensiviert.

Alle Projektmitarbeiter haben zum Abschlussband des EU Projektes "Frontiers of the Roman Empire – The European Dimension of a World Heritage Site", der im Mai 2008 erschienen ist, Beiträge verfasst.