Am 30. Juli 2020 verunglückte P. DDr. Wolfram Hoyer OP nur wenige Wochen nach seinem 51. Geburtstag auf tragische Weise auf der deutschen Autobahn A8, an der er seit vielen Jahren als Kurat der ältesten Autobahnkirche Deutschlands bei Adelsried tätig war.
P. Wolfram (Taufname Christian) Hoyer wurde am 9. Juni 1969 in Augsburg geboren und wuchs im nahen Großaitingen auf. Am 28. September 1991 legte er seine Profess im Dominikanerorden ab, am 16. Juni 1995 wurde er in der Wiener Dominikanerkirche zum Priester geweiht.
Mit einer Diplomarbeit zum Thema „Kirchengeschichte als Heilsgeschichte – Zum Geschichtsbild Hubert Jedins“ schloss er im Jahr 1994 sein Theologiestudium an der Universität Wien mit dem Magisterium ab. Von 1995 bis 1998 absolvierte er den Ausbildungskurs des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung und schrieb seine Staatsprüfungsarbeit zum Thema „Restitutio ad pristinam gloriam – Die böhmische Dominikanerprovinz zwischen 1778 und 1857“. Diese erweiterte er bis zum Jahr 2000 zu einer Dissertation im Fach Kirchengeschichte bei Prof. Dr. Karl Heinz Frankl an der theologischen Fakultät der Universität Wien.
Als pater bibliothecarius des Wiener Dominikanerkonvents war er ab der Mitte der 1990er-Jahre nicht nur für die Bibliothek, sondern auch für das Archiv des Konvents und der Provinz verantwortlich. Beides lag ihm als Dominikaner und Vollbluthistoriker sehr am Herzen.
Außerdem war er in Wien als Prokurator, Promotor für die Öffentlichkeitsarbeit, Promotor für Selig- und Heiligsprechungen sowie als Rektor der Kirche St. Ursula der Universität für Musik tätig.
Sein weiterer Werdegang führte ihn unter anderem als Gastprofessor für Kirchengeschichte an das Dominican Institute of Philosophy and Theology der Provinz des Hl. Joseph des Arbeiters in Ibadan (Nigeria) sowie an das Istituto Storico Domenicano in Rom, wo er nicht nur als Forscher, sondern auch als Dozent an der dortigen Fakultät des Ordens wirkte.
Die umfassenden Forschungsarbeiten von P. Wolfram Hoyer zur Geschichte des Predigerordens reichen zeitlich vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Besonders die Provinz des hl. Albertus Magnus in Süddeutschland und Österreich stand dabei immer wieder im Mittelpunkt seines Interesses.
Im Jahr 2017 schloss P. Wolfram Hoyer bei Prof. Dr. Meta Niederkorn an der historisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien seine umfangreiche Dissertation zum Thema „Dominikanische Buchnormen“ ab, die sich ausführlich mit den Gesetzen und Normen befasst, die der Predigerorden bezüglich Büchern und Bibliotheken von seinen Anfängen im 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart erlassen hat.
Unter seinen zahlreichen Publikationen seien hier noch die von ihm herausgegebene Textsammlung „Jordan von Sachsen – Ordensmeister, Geschichtsschreiber, Beter“ sowie der Sammelband „Gott loben, segnen, verkündigen – 75 Jahre Dominikanerprovinz des hl. Albert in Süddeutschland und Österreich“ genannt.
Die letzte Station seines Lebens sollte der Augsburger Dominikanerkonvent an Hl. Kreuz werden, wo er bereits lange Jahre als Kurat der Autobahnkirche „Maria Schutz der Reisenden“ und zuletzt auch als Prior wirkte. Auch seine zahlreichen seelsorglichen Verpflichtungen hielten ihn nicht davon ab, weiterhin als Historiker seines Ordens zu wirken, als der er stets nicht nur die wichtigen Details und Einzelheiten, sondern immer auch das große Ganze im Blick hatte.
Mit P. Wolfram Hoyer verlieren wir einen der führenden Ordenshistoriker im deutschsprachigen Raum, der – auf so tragische Weise mitten aus dem Leben gerissen – noch viele Ideen für neue Forschungsprojekte hatte, die er mit der für ihn typischen Akribie und Leidenschaft vorantreiben wollte. Zugleich verlieren wir einen großartigen Menschen, dessen Humor und Großzügigkeit wir schmerzlich vermissen werden.
Den Nachruf des Bistum Augsburg finden Sie hier.