Mobilisierung der Ziviljustiz und Sozialpolitik in der Habsburgermonarchie, 1873-1914
Projektleiterin: PD Dr. Borbala Zsuzsanna Möller-Török
Projektmitarbeiter: Mátyás Erdélyi, PhD
Projektstart: April 2022
Das vom FWF geförderte Projekt analysiert die Entstehung und sozialen Auswirkungen der österreichischen Zivilprozessordnung (ZPO, 1895/98) und ihrer Adaptation in Ungarn (1911/15), die in der historischen Literatur als Grundlage eines «sozialen Zivilprozesses» angesehen wird. Die anhaltend hohen Prozessraten in einigen Kronländern nach der Einführung der ZPO haben jedoch die Hypothese eines regional spezifischen Rechtsverhaltens aufkommen lassen. Das kollaborative und interdisziplinäre Projekt fragt ob und wie die erwähnten Reformen der Ziviljustiz in den beiden Hälften der Monarchie als sozialpolitische Massnahmen zu verstehen sind. Wurde der Zugang zur Zivilgerichtsbarkeit zu einem sozialen Recht für die breitere Bevölkerung? Wie wurde das neue Zivilprozessrecht in den verschiedenen Ländern der Monarchie angewendet?
Das Projekt ist eine erstmalige Untersuchung der sozialen und institutionellen Dimensionen der österreichischen und ungarischen Reformen des Zivilprozesses. Es analysiert einerseits die Justizreformen als Politikfelder mit eigenen Mechanismen und Ressourcen der Entscheidungsfindung (etwa die Rechtsstatistik, Modul 1). Andererseits wird nach dem Prozessverhalten der lokalen Bevölkerung im Zuge der Reformen gefragt. Die quantitative Erforschung der Mobilisierung der Zivilgerichte sucht Antworten auf die Frage, ob Zugang zum Recht in der späten Habsburgermonarchie sich als modernes soziales Bürgerrecht etabliert und zur sozialen Integration beigetragen hat (Modul 2).
Forschungsteam:
PD Dr. Borbala Zsuzsanna Török (Universität Wien)– Projektleiterin, Modul 1
Prof. Dr. Walter Fuchs (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin) – Internationaler Kooperationspartner, Leitung Modul 2
Dr. Mátyás Erdélyi (Universität Wien) – Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Modul 2)