Managing Maximilian (1493-1519)

Gendering Maximilian – Gendered Dimensions of Court Organisation and Representation

 

PI Christina Lutter

Projektteam: Judit Majorossy (PostDoc), Christof Muigg (PostDoc), Carina Siegl (PraeDoc)

 

Das Projekt Gendering Maximilian – Gendered Dimensions of Court Organisation and Representation untersucht die Geschlechterverhältnisse am Hof Maximilians I. (1493–1519) und seiner Umgebung. Das Projekt ist Teil des FWF-Spezialforschungsbereichs (SFB 92) Managing Maximilian (1493–1519) – Persona, Politics, and Personnel through the Lens of Digital Prosopography, der sich disziplinenübergreifend aus insgesamt acht Teilprojekten zusammensetzt.

 

Bisher konzentrierte sich die Erforschung der Geschlechterverhältnisse am Hof Maximilians I. vielfach auf die dynastische Politik des Kaisers. Dieses Projekt lenkt die Aufmerksamkeit nun auf die vielen Frauen und Männer, die seine Herrschaft ermöglichten und aufrechterhielten. Daher werden auch die Höfe und Herrschaftspraxis von Maximilians beiden Ehefrauen, seinen Kindern und Enkeln und Enkelinnen sowie die vielfältigen Netzwerke, die über die höfischen Grenzen hinausreichten, in den Blick genommen.

 

Das Projekt verfolgt drei Ziele:

Erstens soll die dynastische Politik des Kaisers in ihrem weiteren geopolitischen und soziokulturellen Kontext analysiert werden, indem die Höfe, die sozialen Hintergründe und das politische Wirken der Ehefrauen Maximilians, Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza, systematisch verglichen werden. Darüber hinaus wird eine generationenübergreifende Analyse einerseits Maximilians Tochter Margarethe und Sohn Philipp, andererseits seine Enkelin Maria und deren Schwägerin Anna berücksichtigen, die beide in Wien und Innsbruck aufwuchsen (1515/6–1521).

Zweitens wird es darum gehen, den Faktor Geschlecht systematisch in die transdisziplinäre prosopographische Forschung von ‚ManMAX‘ zu integrieren. Soziale Netzwerke werden als grundlegend für die vormoderne Herrschaft begriffen: Frauen und Männer spielten auf allen Ebenen des kaiserlichen Hofes und darüber hinaus in Herrschaftsrepräsentation und -praxis, Organisation und Versorgung, intellektueller und religiöser Bildung, sozialer und politischer Patronage sowie bei frommen Stiftungen und anderen karitativen Aktivitäten eine wichtige Rolle.

Drittens wird sich das Projekt mit den geschlechtsspezifischen Dimensionen der intellektuellen Gemeinschaft am und um den Hof Maximilians beschäftigen. Zu deren sozialen und verwandtschaftlichen Netzwerken gehörten neben den recht gut erforschten Kreisen von Künstlern und Humanisten auch Mütter, Schwestern, Ehefrauen und Töchter. Neues Quellenmaterial wird herangezogen, um mehr über den sozialen, ökonomischen und intellektuellen Einfluss von Frauen auf die Karrieren ihrer männlichen Verwandten zu erfahren, und die Ergebnisse im Kontext der transregionalen intellectual community zu diskutieren, die um 1500 und später auch unter dem Einfluss der Reformation entstand.

 

Ein breiter Problemaufriss wurde im September 2023 von Christina Lutter an der University of Minnesota im Rahmen der Robert A. Kann Memorial Lecture präsentiert und unter dem Titel Gendering Late Medieval Habsburg Dynastic Politics: Maximilian I and His Social Networks, in: Austrian History Yearbook 2024, 1–16, https://doi.org/10.1017/S0067237824000274 veröffentlicht.

 

Christina Lutter und Projektkoordinator Andreas Zajic beleuchteten außerdem im Herbst 2023 geschlechtergeschichtliche Perspektiven im ORF.science Blog unter dem Titel "Im Backoffice von Maximilian I."

 

Geplante Publikationen:

Christina Lutter / Christof Muigg, How to Rule an Expanding Empire? Gendered Power Politics under Maximilian I. In: Julia Burkhardt / Christina Lutter (Hg.), Macht(ver)Handeln. Herrschaft und Geschlecht im europäischen Mittelalter. L'Homme. Europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft, 36,1 (2025).