Buchcover Erlebte Revolution 1848/49 Das Wiener Tagebuch des jüdischen Journalisten Benjamin Kewall

Wolfgang Gasser

Erlebte Revolution 1848/49

Das Wiener Tagebuch des jüdischen Journalisten Benjamin Kewall

(Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 3)
Wien/München 2010, 540 S.
24 x 17 cm, Br.
Preis: € 49,80
Böhlau
978-3-205-78302-2 (A), 978-3-486-58939-9 (D)

Die Melker Stiftsbibliothek verwahrt seit März 2003 eine besondere Kostbarkeit – das aus dem Müll gerettete Tagebuch des Hauslehrers und Journalisten Benjamin Kewall, das die Zeit vom 27. August 1848 bis zum 31. Mai 1850 umspannt. Die handschriftlichten Eintragungen sind darin auf Deutsch mit hebräischen Lettern festgehalten. Fundort war das Altstoffsammelzentrum in Bad Zell (Oberösterreich), wo ein aufmerksamer Angestellter den unscheinbaren Band dem Altpapier entnahm. Das Buch gelangte daraufhin in das Benediktinerstift nach Melk und wurde als „Codex Mellicensis 1516“ in die Handschriftensammlung der Stiftsbibliothek eingegliedert.

Da sich der Schreiber im Tagebuch nicht mit Namen nennt, konnte er erst im Zuge einschlägiger Recherchearbeiten als Benjamin Kewall (1806–1880) aus Polna/Böhmen identifiziert werden. Seine Schilderungen betreffen die Wiener Revolution 1848/49 sowie zahlreiche Episoden seiner sozialen und politischen Lebenswelten, die im Besonderen seine Herkunft, die Journalistik in Wien um 1848 und seine bildungsbürgerlichen Netzwerke betreffen.

Die vorliegende Edition war vom Gedanken geleitet, die Übertragung der hebräischen Lettern in eine deutsche Schreibung so zu gestalten, als hätte sie der Verfasser des Tagebuches zu seiner Zeit mit lateinischen Buchstaben durchgeführt. Der Inhalt des Tagebuches und das Leben seines Verfassers werden somit einem breiten Publikum zugänglich und die Zusammenhänge im Buch aufgedeckt.

Inhalt

Teil 1 - Einleitung zum Tagebuch von Benjamin Kewall

  • Vorwort – Fundgeschichte – Forschungsverlauf (S. 9)
  • Quellenbeschreibung (S. 14)
    • Prolog: Kewall als Synonym für Quelle (S. 14)
    • Beschreibung der Quelle (S. 16)
    • Deutsch mit hebräischen Lettern (S. 17)
    • Authentizität der Quelle und des Autors (S. 25)
    • Charakteristika des Kewall’schen Tagebuchs (S. 29)
    • Jüdisches am Tagebuch und seinem Autor (S. 34)
  • Der (auto-)biographische Blick (S. 39)
    • Prolog: Innen und Außen der (Auto-)Biographik (S. 39)
    • Biographien im 20. Jahrhundert und heute (S. 39)
    • Darstellungsformen und Begriffsfindung autobiographischer Texte (S. 42)
    • Das Tagebuch als Spiegel (S. 44)
    • Autobiographisches Schreiben um und nach 1848 (S. 48)
    • Begrifflichkeit der Lebenswelt (S. 54)
    • Jüdische Lebenswelten (S. 53)
  • Leben und Lebenswelten des Benjamin Kewall (S. 57)
    • Prolog: Ein Leben – drei Ebenen (S. 57)
    • Eine glückliche Kindheit in Polna (S. 58)
    • Die Geschichte der Polnaer Judenstadt (S. 66)
    • Die Wiener Revolution und die Zeit danach (S. 73)
    • Juden und Antisemiten in der Wiener Journalistik (S. 88)
    • Ein Leben in Brüchen (S. 101)
    • Das jüdisch-liberale Bildungsbürgertum (S. 120)
  • Conclusio (S. 131)
    • Biographischer Bogen (S. 131)
    • Perspektiven im Tagebuch (S. 134)
    • Besonderheiten am Tagebuch von Benjamin Kewall (S. 138)

Teil 2 - Das Wiener Tagebuch von Benjamin Kewall

  • Transkriptionsregeln (S. 143)
    • Prolog: Vorüberlegungen zur Transkriptionsmethode (S. 143)
      1. Eigenheiten des hebräischen Alphabets (S. 144)
      2. Mit hebräischen Buchstaben geschriebenes Deutsch (S. 151)
      3. Richtlinien zur Anpassung orthographischer Varianten (S. 155)
      4. Berücksichtigung des Schriftstils und Behandlung von Schreibfehlern (S. 157)
      5. Gliederungselemente und Abkürzungen (S. 160)
  • Das Tagebuch von Benjamin Kewall (27. August 1848 bis 31. Mai 1850) (S. 165)
  • Bibliographie (S. 497)
  • Personenregister (S. 515)
  • Zeittafel zur Wiener Revolution (S. 543)
  • Siglen- und Abkürzungsverzeichnis (S. 544)